Lehrstuhl für Finnougristik
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Geschichte der Finnougristik an der LMU

Zur Geschichte des Instituts für Finnougristik an der LMU München

Die Anfänge der Finnougristik in München

Die Gründung des Instituts für Finnougristik

Der Lehrstuhl

Der Sprachunterricht

Weiterführende Informationen


Die Anfänge der Finnougristik in München

Unterricht der finnischen und ungarischen Sprache sowie finnischer und ungarischer Sprach- und Literaturgeschichte haben an der Ludwig-Maximilians-Universität München seit Beginn der 1930er Jahre Tradition; zusätzlich zum bereits existierenden Lektorat für Ungarisch wurde 1943 auf Initiative des Slawisten Prof. Dr. Erwin Koschmieder (1895-1977) ein Lektorat für Finnisch und Estnisch gegründet. Die Gründung eines eigenen Instituts für Finnougristik geschah jedoch erst nach dem Zweiten Weltkrieg: Im akademischen Jahr 1946/47 sollte Prof. Dr. Julius von Farkas, bis Ende des Zweiten Weltkrieges Direktor des Ungarischen Instituts in Berlin und nach dem Krieg bereits mit einem Lehrauftrag in München tätig, an die Universität berufen werden. Diese Berufung hätte die Gründung eines entsprechenden Instituts ermöglicht, sie scheiterte jedoch letztlich am Bayerischen Finanzministerium. Da gleichzeitig auch die Universität Göttingen an der Finnougristik interessiert war, erhielt von Farkas einen Ruf an die Göttinger Georgia Augusta, wo unter seiner Leitung im Wintersemester 1947/48 das Finnisch-Ugrische Seminar der Universität Göttingen errichtet wurde.

Ab 1949 hielt dann Prof. Dr. Wolfgang Schlachter, der sich mit einer Arbeit über die lappische Passivsyntax habilitiert hatte, Vorlesungen und Übungen in Finnougristik und machte sich in seiner Forschung besonders um die Lappologie und die Fennistik verdient. Nachdem Schlachter 1960 einen Ruf an die Universität Göttingen an das dortige Finnisch-Ugrische Seminar erhalten und angenommen hatte, begann sein Schüler Hans Fromm 1963, Lehrveranstaltungen zur Finnougristik und zur finnischen Sprache zu halten.

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Die Gründung des Instituts für Finnougristik

Als Professor für Germanistik, dessen Lehrbefugnis auch die Finnougristik umfasste, setzte sich Hans Fromm erfolgreich für die Einrichtung eines Lehrstuhls für Finnougristik an der Universität München ein. Damit ist es weitgehend ihm zu verdanken, dass im Sommersemester 1965 das Finnisch-Ugrische Seminar (seit 1974 Institut für Finnougristik, seit 2001 Institut für Finnougristik/Uralistik) an der Münchner Universität gegründet wurde. Nach Berlin (Humboldt-Universität), Göttingen und Hamburg war München die vierte Universität in Deutschland, an der das Fach Finnougristik studiert werden konnte. Neben der Professur wurden in München im Rahmen des Instituts gleichzeitig die zugehörigen Lektorate für Finnisch und Ungarisch eingerichtet.

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Der Lehrstuhl

Die akademische Lehre lag zunächst in der Hand von Hans Fromm, der am Institut bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1987 Vorlesungen hielt. Den neu eingerichteten Lehrstuhl für Finnougristik übernahm zuerst József Erdödi (Universität Budapest) als Lehrstuhlvertretung für ein Semester. Im Wintersemester 1965/66 wurde der Lehrstuhl dann mit Gerhard Ganschow, einem Schüler von Wolfgang Steinitz, besetzt. Prof. Dr. Gerhard Ganschow hatte dieses Amt bis zu seiner Emeritierung im Frühjahr 1988 (verlängert bis Sommersemester 1989) inne. Im Wintersemester 1989/90 war PD Dr. Hartmut Katz mit der Vertretung des Lehrstuhls, dessen Schwerpunkt in Forschung und Lehre unter der Leitung von Ganschow die Obugristik gebildet hatte, beauftragt. Während der Amtszeit Ganschows, der – wie vor ihm schon Fromm – auch nach seiner Emeritierung noch Unterrichtsveranstaltungen im Institut abhielt, waren wiederholt finnische und ungarische Fachvertreter für längere Zeit als Gastwissenschaftler oder Lehrstuhlvertretungen am Institut tätig und bereicherten die Lehre.

Im Sommersemester 1990 übernahm Prof. Dr. Ingrid Schellbach-Kopra den Lehrstuhl als Nachfolgerin Ganschows und war bis zu ihrer Emeritierung im Wintersemester 2000 (verlängert bis Beginn Sommersemester 2001) als Leiterin des Instituts tätig. Ihre Schwerpunkte lagen auf der vergleichenden Folkloristik, insbesondere der Phraseologie und Parömiologie, der Volkskunde der finnisch-ugrischen Völker, der fachbezogenen Lexikographie, der finnischen und ungarischen Literaturwissenschaft sowie der Übersetzungswissenschaft; sie hält nach wie vor regelmäßig Lehrveranstaltungen zu diesen Themen. Seit dem Sommersemester 2001 hat Prof. Dr. Elena Skribnik, deren Fachgebiete Wogulisch, syntaktische Typologie, Dokumentation und Beschreibung der uralischen Sprachen sowie Ethnologie der uralischen und altaischen Völker Sibiriens, Informationsstruktur sowie Soziolinguistik sind, den Lehrstuhl inne.

Einen wichtigen Beitrag zu Forschung und Lehre leisteten auch die jeweiligen Assistenten, von denen besonders PD Dr. Hartmut Katz (Spezialgebiet Samojedologie), PD Dr. Eberhard Winkler (Spezialgebiet Ostseefennistik und Lappologie), PD Dr. Gerson Klumpp (Spezialgebiet Kamassisch, Verbalmorphologie, historische Uralistik und permische Sprachen), Dr. Rogier Blokland (Spezialgebiet Ostseefennistik, Lappologie und Sprachkontakt), sowie der seit 2014 am Institut tätige Dr. Jeremy Bradley (Spezialgebiet Marisch, Volga-Kama-Sprachen, Korpuslinguistik und halbautomatische Sprachanalyse) erwähnt seien.

Unser Institut wurde im Sommersemester 2010 zur offiziellen Refendariats- und Praktikantenstelle des Faches Ungarisch als Fremdsprache der Eötvös-Loránd-Universität Budapest. Seitdem verbringen Absolventen der ELTE regelmäßig ihr Praktikum im Institut für Finnougristik/Uralistik unter der Leitung von Mária Kelemen.

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Der Sprachunterricht

Finnischunterricht durch an das Institut entsandte muttersprachliche Lektoren gab es bereits im Jahre 1961-62 durch Leena Löfstedt und 1964-65 durch Pentti Toivakka. Seit dem Wintersemester 1965 existiert eine feste Planstelle, welche Ilmari Hovila bis zu seiner Pensionierung im Sommersemester 1997 als Lektor innehatte. Ihm folgten im Wintersemester 1997 Timo Karlsson, dessen Tätigkeit im Sommersemester 2002 endete, und im Wintersemester 2002 Satu Rakkolainen. Seit August 2007 hat Katri Annika Wessel das Lektorat für Finnisch inne, nachdem sie Satu Rakkolainen schon seit Anfang Juni 2006 während deren Mutterschutz- und Erziehungszeit vertreten hatte.

Das Institut verfügt seit dem Wintersemester 1965 auch über ein ungarisches Lektorat. Der in diesem Rahmen erteilte Ungarischunterricht lag zunächst in der Hand von Dr. Georg Heller (1965-1989); ihm folgten Dr. Tibor Szucs (1989-1994), Edit Ecser-Kazimir (1994-1999), und seit dem Wintersemester 1999 ist Mária Kelemen als Ungarischlektorin am Institut tätig.

Ein Lektorat für Estnisch konnte am Institut trotz entsprechender fortgesetzter Bemühungen seit 1965 bisher nicht eingerichtet werden. Im Rahmen von Lehraufträgen gab es jedoch bis heute stets Unterricht im Estnischen durch muttersprachliche Lehrer: 1992 bis 2003 durch Ave Tarrend, ab 2003 durch Merike Steinert. Momentan unterrichtet Tiia Palosaar. Auch Udmurtischunterricht wurde seit 1996 durch muttersprachliche Lehrbeauftragte erteilt, bis 2000 durch Raissa Nohr, danach durch Zinaida Zinovyeva. Zur Zeit steht leider kein Lehrbeauftragter mehr zur Verfügung.

Lehrbeauftragte sowie Gastdozenten und Gastvortragende (die beiden letzteren vor allem aus Finnland und Ungarn) haben stets zu einer Bereicherung des Unterrichtsprogramms beigetragen. Heute geschieht der Dozentenaustausch im Rahmen des ERASMUS-Programms mit mehreren Universitäten in Finnland, Ungarn und Estland.

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Weiterführende Informationen

 

Ingrid Schellbach-Kopra, Katri Wessel