Lehrstuhl für Finnougristik
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Obugrisches Kolloquium

Gäste aus Chanty-Mansijsk

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Vom 3. bis zum 30. April durfte das Institut vier Obugrier aus Chanty-Mansijsk als Gäste willkommen heißen. Es handelte sich hierbei um die Leiterin des Lehrstuhl für Ostjakische Philologie an der Staatlichen Jugrischen Universität in Chanti-Mansijsk, Valentina Nikolaevna Solovar, zwei ihrer chantischen Studenten, Nadežda Vladimirovna Kurenkova und Sergej Viktorovič Kobzev, sowie die Absolventin des Herzen-Instituts der Nordvölker in St. Petersburg und muttersprachliche Redakteurin der mansischen Zeitung "Luima Seripos", Tamara Sergeevna Merova. Die vier waren im Rahmen des von der Europäischen Union getragenen Projekts "Extension of the possibilities of indigenous peoples of Siberia in obtaining a high level education" (B7-701/2002/031541/RX/237) zu einem einmonatigen Studienpraktikum nach München gekommen (das Projekt ist an der Staatlichen Universität Novosibirsk angesiedelt, auf deren Seite sich auch ein Bericht dazu findet).
Auf dem Programm stand u.a. Deutschunterricht mit fachsprachlichem Schwerpunkt. Hierfür war vom Institut für Deutsch als Fremdsprache eine fortgeschrittene Studentin, Polina Weber, als Lehrkraft engagiert worden.
Den Abschluß dieses Programmteils bildete die Präsentation deutschsprachiger Vorträge bei einem obugrischen Kolloquium am Freitag, den 29. April in den Räumen des Instituts, unter Teilnahme von Mitarbeitern und vor allem Studenten und Doktoranden. Valentina Solovar gab eine "Lexikographische  Beschreibung des chantischen Verbums verti 'machen' auf der Basis seiner syntaktischen und morphologischen Eigenschaften" und Tamara Merova präsentierte einige Resultate ihrer ethnographischen Exkursionen unter dem Titel "Katpos – die Stammeszeichen der Mansen". Auch die beiden Studenten gaben einen Einblick in ihre aktuellen Studienarbeiten, Nadežda Kurenkova in "Die Wortbildung attributiver Komposita im Kazym-Ostjakischen" und Sergej Kobzev in "Einige lexikalische Bedeutungen und Wortbildungs-Möglichkeiten des Konzepts jĭŋk 'Wasser' im Chantischen". Den Vorträgen folgten zahlreiche Fragen und angeregte Diskussionen, die Teilnehmer wußten zudem die enormen Fortschritte, die die Gäste in der Anwendung des Deutschen gemacht hatten, zu würdigen.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil im Programm der Gäste waren Lehrveranstaltungen zum Thema "Linguistische Datenbanken für aussterbende Sprachen und die Korpuslinguistik" (Elena Skribnik), die von praktischen Toolbox-Übungen begleitet wurde (Veronika Mock). Aber auch Seminare zur obugrischen Lexikographie, zu soziolinguistischen Aspekten uralischer Sprachen Sibiriens und Problemen ihrer Beschreibung (Elena Skribnik und Gerson Klumpp) und zahlreiche individuelle Konsultationen standen auf dem Programm. Einen wesentlichen Bestandteil bildete zudem das Bekanntwerden mit Literatur, die in Chanty-Mansijsk nicht zugänglich ist. Mit großem Interesse studierten die Gäste die Institutsbibliothek und exzerpierten bzw. kopierten für sie wertvolle Materialien. Ergänzt wurden diese durch einige Titel aus der Herausgebertätigkeit von Prof. Schellbach-Kopra, die sie den Gästen zum Geschenk überreichte.

Valentina Solovar im Ostjakisch-SeminarFür die Teilnehmer der Wissenschaftlichen Übung "Ostjakisch" von Prof. Elena Skribnik bot die Anwesenheit von Valentina Solovar, die Gelegenheit, gesprochenes Kazym-Ostjakisch zu hören. Aber auch Tamara Merova stand dem Institut zu Tonaufnahmen zur Verfügung, so daß die Gäste neben den dem Institut als Geschenk überbrachten Publikationen auch akustisch einen bleibenden Eindruck hinterließen.