Lehrstuhl für Finnougristik
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Kolloquiumsvortrag "Die Rezeption von Attila József in Deutschland"

Die deutsche Rezeption von Attila József

Eine Studie zum hundertsten Geburtstag von Attila József,
entstanden im Rahmen eines Forschungsprojekts des Balassi-Bálint-Instituts

Mária Kelemen, M.A.Der "Ungarische Lyrikkreis" des Instituts für Finnougristik/Uralistik hat im Sommersemester 2005 unter der Leitung der Ungarischlektorin Mária Kelemen die deutsche Rezeption des großen ungarischen Lyrikers Attila József recherchiert. Dies geschah aus Anlass des hundertsten Geburtstages des Dichters.
Die Forschungsergebnisse sind im Band " 'Híres vagy, hogyha ezt akartad ...' József Attila recepciója külföldön", der auf Initiative des Balassi-Bálint-Instituts im August 2005 in Ungarn herausgegeben wurde, in ungarischer Sprache erschienen.
Am 14. Oktober 2005 wurde die Studie im Rahmen eines Kolloquiums im Internationalen Begegnungszentrum der Wissenschaft (IBZ) vorgestellt. Der vollständige deutsche Text wird in den Finnisch-Ugrischen Mitteilungen, Nummer 30/31, zu lesen sein.

Hierzu die Einleitungsrede von Mária Kelemen:

 "Die Literatur einer bestimmten Epoche wird nicht nur durch beliebte Genres oder durch ihre typische Narrativität gekennzeichnet. Genauso charakteristisch für eine Zeit sind ihre gewählten Helden. Die ersten 20 Jahre des 20. Jahrhunderts haben den Lehrer, den Pädagogen, zum Protagonisten literarischer Werke gemacht. Durch ihre Gestalt und ihr Schicksal waren allgemeine Probleme der menschlichen Existenz am besten zu modellieren.
"Quem dii odere, paedagogum fecere", "Von den Göttern gehasst, zum Lehrer gemacht", lautet der bekannte lateinische Spruch.
Eine ganze Reihe bedeutender Romane der ungarischen und der Weltliteratur versuchte, die Wahrheit dieses Fluches zu bestätigen. Unter anderem auch solche, die schon zum weltliterarischen Kanon gehören. Es sei hier nur auf den Namen von Heinrich Mann mit seinem "Professor Unrat" (1905) oder auf den des ungarischen Übersetzers von diesem Werk, Dezső Kosztolányi, mit seinem Lehrerroman "Der goldene Drachen" (1925) hingewiesen.

Einem Zeitgenossen von Kosztolányi, dem Jubilar des Jahres 2005, Attila József, war aus bekannten Gründen nicht gegönnt, negative oder gar positive Erfahrungen im Lehrerberuf zu machen. Sein lyrisches Lebenswerk bietet aber sowohl Lernenden als auch Lehrenden die großartige Gelegenheit, sich mit seinen tief philosophischen Gedanken auseinanderzusetzen, die von der immens hohen sprachlichen und formkünstlerischen Kompetenz des Dichters zeugen.
Im Attila-József-Jahr gedachten zahlreiche Vereine, Institutionen und literarische Gesellschaften mit diversen Veranstaltungen und Projekten des Dichters, der 2005 hundert Jahre alt geworden wäre. Auf Initiative des Balassi-Bálint-Institutes in Budapest ist ein Band über die europäische Rezeption von Attila József entstanden. An der Erforschung der deutschen Rezeption beteiligten sich Studierende des Institutes für Finnougristik/Uralistik in München, die Mitglieder des "Ungarischen Lyrikkreises", deren Interesse neben anderen wichtigen und interessanten Teilgebieten der Finnougristik der ungarischen Lyrik gilt und die begeistert an diesem Projekt mitgearbeitet haben.  Eine solche wissenschaftliche Arbeit bedarf natürlich der methodologischen Hilfe, der Unterstützung und Anleitung des Lehrers, der Lehrerin.
Die primäre Aufgabe der Ungarischlektorin ist der Sprachunterricht. Die höchste Ebene einer Sprache stellt die der Poesie dar, zu der den Weg für Nichtmuttersprachler zu ebnen ich für einen organischen Teil der Lektorenaufgaben halte. Sprachkenntnisse auf hohem Niveau bieten die Möglichkeit, Gedanken von hohem Niveau direkt kennen zu lernen.
Diese Arbeit in ihrer eben geschilderten Komplexität kann Lernenden und Lehrenden die gemeinsame Freude des Lernens und des Lehrens bedeuten.
Die Synergie zwischen interessierten und begabten Studierenden und dem Pädagogen im Rahmen einer wissenschaftlichen Übung des Sommersemesters 2005 "Attila József und die moderne ungarische Lyrik" endete erfolgreich, und die Studie ist im Band ",Híres vagy, hogyha ezt akartad ...' József Attila recepciója külföldön" im August 2005 in Ungarn erschienen.
Diese Arbeit und diese Zusammenarbeit hat aber noch einen und nicht weniger bedeutenden Erfolg. Der pädagogische Beruf, diese Mission, das Wissen und Können weiterzugeben und die Früchte die Studierenden ernten zu lassen, ist unsere wichtigste Aufgabe und solche konkreten, publizierten Forschungsergebnisse von Studierenden widerrufen trotz aller Weisheit der antiken Denker den Wahrheitsgehalt so mancher Sprüche wie des am Anfang zitierten."

        Mária Kelemen M.A., Lektorin für Ungarisch

Der erste Teil behandelt den bis jetzt umfangreichsten Band, der zum Jubiläumsjahr in der Übersetzung von Daniel Muth erschienen ist. Er stellt Aufbau und Übersetzer vor und lässt einige deutschsprachige Rezensenten zu Wort kommen.
Der Weg Attila Józsefs nach Deutschland wird im darauf folgenden Teil geschildert, von den ersten ab dem Jahre 1954 in verschiedenen literarischen Zeitschriften veröffentlichten Gedichten bis zur ersten Sammlung von Übersetzungen, die 1960 in Berlin und gleichzeitig in Budapest herausgegeben worden ist.
In einem dritten Teil des Aufsatzes werden Anthologien der ungarischen Lyrik, die seit den 1970er Jahren Dichtung von Attila József aufgenommen haben, aufgelistet und ausführlich analysiert. Der abschließende Teil widmet sich der deutschsprachigen Sekundärliteratur.

Wir hoffen, mit dieser Studie einen interessierten Leserkreis zu erreichen und unseren Beitrag zum Jubiläum geleistet zu haben.

An der Forschung und der Studie haben Klára Gál, Mónika Isépy, Erika Mátyás, Natalie Rebele, Mária Siegel, Béla Dániel Szamek, Serena Szép und Angelika Wenke mitgearbeitet.