Lehrstuhl für Finnougristik
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Erfahrungsbericht Sommersprachkurs

Sommersprachkurs Kuopio "Suomen kielen ja kultuurin kesäkurssi"

12. Juli - 3. August 2005
CIMO

Ein Erlebnisbericht von Verena Ross.

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"Ab jetzt auf Finnisch" dachte ich mir, als ich mit meinem Gepäck zum ersten Mal in meinem Leben auf dem Helsinkier Flughafen stand. Gleich danach beim Kauf eines Bustickets musste ich dann meine Kenntnisse in der Praxis beweisen – und erstmal angesichts der finnischen Preisverhältnisse schwer schlucken. Ohne weitere Schwierigkeiten kam ich dann am Hauptbahnhof an, schloss mein "Gebäck" für eineinhalb Stunden ins Schließfach und machte einen kleinen Rundgang durch die Helsinkier Innenstadt (die "Touri-Route" Mannerheimtie – Esplanadi – Hafen – Dom – Bahnhof.) Dort wieder angekommen ging es dann fröhlich weiter Richtung Kuopio (ohne Studentenrabatt… den gibt’s in Finnland für ausländische Studenten nur bei Busreisen.) Im Zug quatschte mich dann prompt ein Mädchen an. "Ich hab dich telefonieren hören. Bist du auch auf dem Weg nach Kuopio??" Deutsch und Deutsch gesellt sich gerne. Der Rest der Zugfahrt ging dann viel schneller vorbei. Am Bahnhof von Kuopio lasen wir dann noch einen tschechischen Studenten auf und machten uns zu dritt auf die Suche nach unserem Wohnheim. Dies dauerte ziemlich lange, weil unser „asuntola“ sehr versteckt lag, aber letztendlich haben wir es gefunden und wurden herzlich empfangen. Wir waren ziemlich spät dran und die Begrüßungsfeier schon vorbei, dennoch wurde ns extra noch ein Rest vom Fest aufs Zimmer gebracht, damit wir auch was zu essen bekommen.

Die ersten zwei Tage waren mit Stadtrundgängen, gegenseitigem Kennenlernen und dergleichem ausgefüllt. Außerdem gab es einen ganztägigen Ausflug nach Muuruvesi. Vormittags besichtigten wir ein Eisenmuseum und nachmittags durften wir dann an einem See entspannen mit allem, was nach finnischer Art dazugehört: Schwimmen, rudern, singen und abends wurde die Sauna geheizt inklusive Bier und Saunawurst.

Danach ging es so "richtig" los mit Unterricht. Wir wurden nach dem allgemein gefürchteten Einstufungstest in Gruppen eingeteilt und bekamen jede Woche abwechselnd einen unserer drei Lehrer Jaana, Leena und Virve, sodass man sich auch an verschiedene Sprecher (und Dialekte: Helsinki, Turku, Savo) gewöhnen konnte. Der Unterricht war eher weniger stures Grammatik-Pauken, sondern sehr stark auf Kommunikation ausgerichtet, was allen sehr gut getan hat. Wir hatten verschiedene Projekte zu bewältigen, so mussten wir z.B. gleich am Anfang Leute auf der Strasse interviewen, was sie an Kuopio mögen usw. Außerdem musste jeder von uns in einem kurzen Referat seine Heimatstadt vorstellen sowie ein Gruppenreferat über ein "finnisches Thema" erstellen und halten.

Weitere Ausflüge und Freizeitaktivitäten folgten jedoch bald, so waren wir z.B. in Varkkaus, wo wir eine Weinfabrik besichtigten, in einem Musikmuseum mit einem sehr sonderbaren deutschen Führer, der bei seinen Erläuterungen ständig zwischen Deutsch, Englisch und Finnisch hin- und herwechselte, in einem Kanalmuseum und in Koli, DEM finnischen Nationalpark. Dort mussten wir bei sengender Hitze zwei Stunden durch den Wald wandern, aber die Aussicht auf die finnische Seenlandschaft hat das wieder wettgemacht. Außerdem fuhren wir nach Rauhalahti, wo es eine Flößer-Show gab, und wir wurden in eine finnische savusauna (Rauchsauna) geführt und bekamen danach ein Abendessen inkl. der örtlichen Spezialität "kalakukko" (das ist ein Brot mit eingebackenen kleinen Fischen).

Eines Abends veranstalteten die zwei Udmurtinnen eine Feier im Wohnheim (pelmenyi-ilta), wo sie uns mit besagten pelmenyis, einem udmurtischen Nationalgericht verwöhnten. Danach wurde noch ausgelassen getanzt und jeder musste ein Lied aus seinem Land vorsingen. Wir sechs Deutschen und eine Österreicherin waren zwar zahlenmäßig die stärkste Truppe, aber da wir uns auf kein deutsches Volkslied einigen konnten, von dem ALLE den Text kennen, wurde es mit "Eisgekühlter Bommerlunder" doch eher die Lachnummer des Abends…

Wir waren eine ziemlich verrückte, lustige Truppe und haben sehr viel zusammen unternommen. Die vorherrschende internationale Stimmung (von Amerika bis China waren so ziemlich alle Nationen vertreten) war einfach toll, und für uns alle viel zu schnell kam dann der Abschied. In der letzten Woche wurden die Gruppenreferate gehalten und schließlich bekamen wir dann auch schon in einer feierlichen Stunde unsere Urkunden überreicht. Am letzten Abend bekamen wir in der Hafenkneipe "Wanha satama" ein echt leckeres Büffet und es wurde nochmals zusammen mit unserem Lieblings-Musiklehrer Matti und seiner Gitarre musiziert. Die Trennung danach fiel allen reichlich schwer, aber dennoch mussten wir am nächsten Morgen schon zeitig zum Bahnhof, um den Zug nach Helsinki zu erwischen.

Wer mit dem Gedanken spielt, sich für ein Stipendium zu bewerben, dem kann ich nur dazu raten! Es hat sich gelohnt, auch wenn man manchmal nicht sofort merkt, wie viel man gelernt hat, sondern erst etwas später, und es waren vier wundervolle Wochen und für mich, die ich davor noch nicht in Finnland war, ein toller erster Eindruck von Finnland und der finnischen Lebensweise.

    Verena Ross