Lehrstuhl für Finnougristik
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Gastvortrag Dr. Susanna Sallinen

Bericht zum Gastvortrag am 16. Januar 2007

Dr. Susanna Sallinen (Universität Turku)

"20.000 Kilometer zu Fuß im Dienste der Erzählforschung: Die Entstehung, Bedeutung und Rezeption des Kalevala"

Der Anfang des Jahres 2007 stand mit dem Vortrag Dr. Susanna Sallinens (Universität Turku) am 16. Januar 2007 im Zeichen des finnischen Nationalepos Kalevala und besonders seines Schöpfers Elias Lönnrots. Dr. Susanna Sallinen, die von 1985 bis 2000 in Göttingen studierte und mit einer Arbeit über finnische Auswanderer nach Amerika dort auch promovierte, qualifizierte sich anschließend an der Universität Jyväskylä im Rahmen eines Zweitstudiums als Gymnasiallehrerin für Deutsch als Fremdsprache und Schwedisch und ist seit 2003 am der Universität Turku zugeordneten Universitätszentrum in Pori als Lehrbeauftragte für Kulturforschung (Cultural Heritage Studies) tätig.

Im Rahmen ihres Vortrags skizzierte sie zunächst die verschiedenen Berufs- und Tätigkeitsfelder Lönnrots, der sich bereits in seiner ersten umfassenden wissenschaftlichen Arbeit im Jahre 1827 den Väinämöinen-Gedichten und somit der finnischen Volksdichtung gewidmet hatte, bevor er nach einem weiteren Studium, dem der Medizin, 1832 seine Dissertation über die magische Volksmedizin der Finnen vorlegte. Im Rahmen seiner Tätigkeit als Distriktarzt in Nordfinnland sammelte er finnische Sprichwörter, die er von seinen Patienten erfragte, außerdem widmete er sich biologischen, sprachgeschichtlichen und literarischen Forschungen, stellte Wörterverzeichnisse zu verschiedenen Themen zusammen, setzte sich für die Verbesserung des Schulwesens ein, publizierte wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Ergebnisse seiner vielseitigen Untersuchungen in verschiedenen Sprachen (unter anderem Finnisch, Schwedisch und Latein) und wirkte vornehmlich im Familienkreis auch karitativ. Den berühmtesten Teil seines Schaffens stellen allerdings Lönnrots Forschungs- und Sammelreisen nach Karelien dar, auf denen er Volksgesänge aufzeichnete, die er bearbeitete und zunächst 1835 als so genanntes Altes Kalevala und nach weiterer Sammeltätigkeit 1849 als Neues Kalevala sowie 1840 in der Sammlung Kanteletar veröffentlichte. Die Vortragende zeigte nicht nur die Routen der jeweiligen Reisen auf und kommentierte die währenddessen gesammelten Inhalte, sondern illustrierte die karelischen Reisen Lönnrots mit Fotomaterial aus dem 1911 erstmals veröffentlichten Werk Kalevalan Laulumailta I.K. Inhas, der Karelien etwa ein halbes Jahrhundert nach Lönnrot bereiste und seine Eindrücke unter anderem fotographisch festhielt. Außerdem gab sie einen schlaglichtartigen Überblick über die Kalevalaübersetzungen in andere Sprachen und schlug abschließend einen Bogen zu den Gebrüdern Grimm.

Im Anschluss an den Vortrag bot sich sowohl die Möglichkeit zur Diskussion als auch für Interessierte die Gelegenheit, sich bei Dr. Sallinen, die an ihrem Institut unter anderem für den internationalen Austausch auf Institutsebene verantwortlich ist, über Austauschmöglichkeiten mit ihrem Institut bzw. dem Universitätszentrum Pori und der Universität Turku zu informieren.

Katri Annika Wessel