Lehrstuhl für Finnougristik
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Erfahrungsbericht Sommersprachkurs

CIMO-Sommersprachkurs in Oulu

11. Juli - 2. August 2006
CIMO

von Richard Vukorep

 

Montag, der 10. Juli 2006, 20:30 Uhr: Marianne Zehetmaier und Richard Vukorep stehen am Flughafen von Oulu, Finnland.

OuluUns wird klar, spätestens jetzt geht alles nur noch auf Finnisch. Nach einem nervösen Telefonat weiß man in Linnanmaa, dem Ort, wo wir die nächsten dreieinhalb Wochen verbringen werden, Bescheid, dass wir da sind. Als wir aus dem Bus steigen, werden wir auch schon von einer freundlichen Tutorin namens Päivi Lehtomurto mitsamt Freund Antti erwartet, welcher uns, nachdem wir in der Umgebung zu dieser Zeit nichts zu essen auftreiben konnten, prompt zu sich zum Essen einlädt. Das nenn ich Gastfreundschaft!

Nach einem ganzen Tag voller organisatorischer Angelegenheiten wie Busfahrkarte kaufen, zur Bank gehen usw. werden wir am ersten Unterrichtstag in die jeweiligen Gruppen eingeteilt, was heißt, Marianne und ich müssen uns von einander verabschieden, denn die Lehrerschaft gibt natürlich acht darauf, dass die einzelnen Landsleute so gut wie möglich getrennt werden, damit in der Stunde auch alle Finnisch sprechen müssen. ;)

Was aber eigentlich eine unnötige Sorge seitens unserer Gastgeber ist, denn bis auf einzelne Ausnahmen bemühen sich alle die ganze Zeit auf Finnisch zu kommunizieren – und wo ich gerade dabei bin: Das Klischee, dass Amerikaner keine Fremdsprachen sprechen können, stimmt nicht uneingeschränkt, denn sowohl Peter Leppa als auch Sara Drage waren durchaus in der Lage sich zu verständigen und wir haben fast nie Englisch geredet (ehrlich, fast nie!).

Vielleicht liegt die Sprachbegabung aber auch in ihren europäischen Wurzeln begründet, denn Peter kommt aus Minnesota, wo ja bekanntlich viele Finnen gesiedelt haben (Peter Leppä, na klingelt’s? Nein? Einfach mal das Suomi-Saksa-Wörterbuch belangen) und Saras Opa stammt aus Norwegen. Wir waren also eine bunte Gruppe. Der Unterricht war auf Sprachverständnis und Kommunikation ausgelegt.

Im Allgemeinen war’s echt super, wir haben neben einzelnen Gastvorträgen über Sprachgrenzen und Sprachkontinua, Dialekte und saamische Kultur, haben wir auch viele Ausflüge gemacht, z.B. nach Kuusamo mit Wildwasserfahrt, bei welcher leider eines unserer rumänischen Mädels ins Wasser gefallen ist, was der Bootsmann in meinem Boot nur mit „Joku ui“ kommentierte. Tja, so sind sie halt, die Rafting-Leute. Aber keine Angst, sie hat’s fast ohne Kratzer überlebt.

Danach gab’s Sauna und ich weiß jetzt, was ich unbedingt brauche: Eine Sauna und einen eiskalten See. Wer es nicht selbst gemacht hat, weiß nicht wie toll es ist.

Was nicht so toll war, war die Tatsache, dass wir nur den Samstag, aber nicht dass ganze Wochenende frei hatten, so dass ich meine finnischen Bekannten in Jyväskylä nicht besuchen konnte, aber was soll’s.

Ein tolles persönliches Erlebnis war die lopputyö, welche wir in Zweiergruppen zu absolvieren hatten. Sie musste von etwas mit Oulu oder Finnland Verbundenem handeln und da ich schon seit langer Zeit Fan einer bekannten Ouluer Band bin, hatte ich den Vorschlag, etwas über diese Band oder die hevi-Musik aus Oulu zu machen, wovon auch mein Partner Peter begeistert war, doch wir hatten keine Ahnung, wie wir an Informationen zu dem Thema kommen sollten, da wir das Internet nicht benutzen durften.

Diese Bedenken vorgebracht, meinte unsere Lehrerin Hanna Kovalainen lediglich, sie könnte versuchen, den Gitarristen besagter Band zu fragen, ob er sich für ein Interview zur Verfügung stellen würde, er habe erst letztes Jahr sein Studium am Institut für Finnische Sprache hier an der Universität abgeschlossen.'

Und so traf ich Sami Lopakka von Sentenced (sprich original finnisch: [sententsed])!

Abgesehen von dem Treffen mit Sami organisierten unsere Veranstalter auch einen Abend bei einer finnischen Familie, was anfangs sehr einschüchternd war, sich aber als äußerst amüsant und interessant heraus stellte. Ich habe nur nicht verstanden, warum alle Mitglieder meiner Gastfamilie ausgerechnet Deutsch studiert haben. Wer braucht denn so eine Sprache? ;)Oulu

Wir haben sie jedenfalls nicht gebraucht, die Konversation ging auch auf Finnisch, zwar logischerweise etwas schleppend, doch sie lief.

Somit sind wir ein stückweit tiefer in die finnische Kultur eingedrungen – und es war ein phantastisches Erlebnis, welches jeder, der kann, versuchen sollte zu machen.

Richard Vukorep