Lehrstuhl für Finnougristik
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Erfahrungsbericht Auslandspraktikum

Dom in HelsinkiAuslandspraktikum im päiväkoti Arkki, Finnland, Vantaa

1. August - 30. November 2006
"Suomea Suomessa" / CIMO

von Verena Ross

Allgemeine und Typologische Sprachwissenschaft / Finnougristik / Indogermanistik,
Ludwig-Maximilians-Universität München

 

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Korkeasaari: Blick auf HelsinkiSchon lange schlug ich mich mit dem Gedanken an einen Auslandsaufenthalt rum, doch ich wollte nicht bloß in Finnland studieren, sondern „im richtigen Alltag“ leben. So beschloss ich, mich für das Praktikumsprogramm Suomea Suomessa von CIMO zu bewerben. Die Be­werbung war verhältnismäßig leicht – die einzige wirkliche Schwierigkeit besteht darin, einen ausführlichen (!) Lebenslauf auf Finnisch zu schreiben – und alles hat super geklappt. Eines schönen Freitags im Mai kam nach langem Warten die erlösende Nachricht: Ich habe einen Praktikumsplatz! Und zwar das Beste, was einem passieren kann, in einem Kinder­garten. Kinder liebe ich sowieso und Gelegenheit, Kinderlieder, Abzählverse und der­gleichen in einer Fremdsprache zu lernen, hat man sonst wohl ziemlich selten. Kurze Zeit später bekam ich dann auch über CIMO eine Wohnmöglichkeit vermittelt, bei einer Finnin, die am Telefon sehr nett wirkte. So hatte ich auch zu Hause die Gelegenheit, intensiv Finnisch zu sprechen und würde nicht in einem Wohnheim die ganze Zeit mit an­deren Ausländern Englisch sprechen, was man ja von vielen Orten und vielen Aus­tausch­studenten hört. Also: Besser kann es nicht kommen, dachte ich voller Vorfreude.

Malmi bei NachtDennoch stieg ich natürlich mit sehr gemischten Gefühlen am 29.7. ins Flugzeug Richtung Helsinki, aufgeregt, ängstlich, nervös und was man sich noch so alles vorstellen kann. Meine Ver­mieterin Kerttu holte mich vom Bus ab und dann ging es erstmal in mein neues Zuhause für die nächsten vier Monate. Kerttu war am Anfang sehr lieb und hilfsbereit und hat mir viel mit dem ganzen Behördenkram geholfen, wenn ich z.B. mal unsicher war, an wen ich mich zu wenden hatte etc. Insgesamt gab es jedoch vom Organisatorischen her wenig Probleme: Ich musste mich bei den zuständigen Behörden registrieren, ein Konto eröffnen und eine Fahrkarte besorgen. Ein bisschen nervig war dabei, dass man z.B. zum Eröffnen eines finnischen Kontos unbedingt erst die Meldebescheinigung braucht, was sehr lange dauern kann. Aber letztendlich mit etwas Geduld hat dann doch alles geklappt und ich hab schon bei den Behörden gleich eine erste Runde Lob einkassiert für mein Finnisch. Das hat sehr gutgetan. :-) Ich konnte mich, bevor ich nach Finnland gegangen bin, bereits ganz gut auf Finnisch verständigen und hab mich gezwungen, von Anfang an mit allen Finnisch zu sprechen, weil ich mir dachte „Zu was bin ich sonst hier?“ Und es hat sich wirklich gelohnt, weil mit der Hilfe meiner Kollegen und Freunde sich vor allem mein Wortschatz enorm erweitert hat, in erster Linie um viele Gegenstände des alltäglichen Lebens. Auch eine Art Sprachgefühl entwickelt man doch in so kurzer Zeit mehr als ich gedacht hatte.

Kindergarten Tikkurila: Blick über den GartenzaunEinen Tag hatte ich Zeit, mich mit Einrichten, Einkaufen und den ersten Behördengängen zu be­­schäftigen, dann begann dann auch schon mein erster Arbeitstag und nachdem ich erstmal eine halbe Stunde „meinen“ Kindergarten in Tikkurila gesucht habe und alle möglichen Leute angequatscht und nach dem Weg gefragt habe (aber keiner konnte mir weiterhelfen), hab ich es dann auch gefunden und bin mit einer halben Stunde Verspätung in die Arbeit gekommen. Das schien aber keinen zu stören, ich wurde sehr freundlich empfangen und bekam erstmal eine Tasse Kaffee (sehr finnische Angewohnheit: erstmal Kaffee anbieten). Dabei lernte ich auch meine Kollegen Anna und Elina sowie meine beiden Mit-Praktikantinnen Jelena aus Russ­­land und Raquel aus Portugal kennen. Danach wurden wir drei neuen Praktikantinnen durch das Haus geführt, und unsere Chefin Tuuli erzählte uns jede Menge über den Kindergarten und die vielen Projekte, die sie bisher mit den Kindern gemacht haben. Die Ergebnisse dieser Pro­jekte sind auch in zahlreichen Arbeiten und Kunstwerken im ganzen Haus zu bewundern und es war echt toll, das alles anzuseh­en. Natürlich lernten wir auch die Kinder etwas kennen und haben neben dem normalen Tagesablauf vormittags alle zusammen gesungen. Es war eigent­lich ein sehr schöner und spannender Tag, doch das einzig irritierende war, dass abends meine Socken schwarz waren, weil ich in der ganzen Aufregung zwischendurch manchmal ver­ges­sen habe, meine mitgebrachten Hausschuhe anzuziehen. Darüber habe ich mich sehr gewun­dert, wie das in einem Kindergarten passieren kann, wo man doch eigentlich Sauberkeit er­war­ten sollte. Ab da habe ich dann immer brav meine Hausschuhe angezogen.

Kindergarten im SchneeLeider war das nur ein erster Vorgeschmack auf das, was mich dann wirklich in dem Kinder­garten erwartet hat. Zwischen der ersten Begeisterung und den ganzen tollen Kunstwerken wurde ziemlich schnell deutlich, dass der ganze Kindergarten sehr vernachlässigt und ver­dreckt ist. Es gab keine Putzfrau dort und unsere Chefin erwartete vor allem von uns Praktikanten, dass wir regelmäßig Putzarbeiten übernehmen. Auch Wäsche waschen stand auf dem Pro­gramm. Später, als wir der Putzflut trotz allem nicht Herr wurden, kamen meine ­finnischen Kollegen auf die Idee, eine „Putzliste“ einzurichten, nach der jeder von uns der Reihe nach mit Put­zen des Flurs dran war. Die Räume der eigenen Gruppe mussten wir sowieso immer mit­­putzen. Einiges Spielzeug und vor allem die Holzkonstruktion im Hof, auf der die Kinder rumtoben konnten, waren morsch bzw. kaputt, und aus den Holzlatten standen Nägel hervor. In einigen Ecken stapelte sich altes Gerümpel. Dies alles führte dann dazu, dass eine finnische Kollegin von mir sich nach kürzester Zeit beim Gesundheits­amt beschwerte. Diese reagierten jedoch sehr zaghaft: Eines Tages standen zwei Prüfer vor der Tür, die einiges bemängelten, nach zwei Wochen wiederkamen, sahen, dass inzwischen geputzt worden war und zufrieden wieder verschwanden – ohne weitere Folgen und obwohl auch weiterhin vieles in einem üblen Zustand war. Das Ergebnis dieser Aktion war, dass Elina gekündigt wurde und wir drei Prakti­kantinnen und Anna, eine finnische Kollegin, mit den Kindern alleine waren. Es waren allerdings zu dieser Zeit noch nicht so viele Kinder und wir bekamen auch Aushilfen, allerdings waren diese ständig wechselnde Verwandte von Tuuli, die ebenso wenig Ahnung von Kindererziehung hatten wie wir. Dagegen mussten wir selbst im Herbst oft aushelfen, nämlich in der Küche, wenn unsere Köchin krank oder im Urlaub war.

Die Arbeit mit den Kindern an sich war am Anfang sehr anstrengend. Man muss sich erstmal daran gewöhnen und wissen, wie man reagieren muss, wenn da plötzlich ein schreiendes Kleinkind vor einem steht. Mit der Zeit gelang es mir jedoch, eine Verbindung zu den Kin­dern aufzubauen und die „Glücksmomente“, wenn man nach Hause geht und zum ersten Mal eines von den ganz kleinen Kindern einem nachwinkt, gleichen alles wieder aus!!! Auch das Streit­schlichten zwischen den Kindern und die Gefahrenvorsorge ("Schlag Dir nicht den Kopf an der Rutsche an!" = "Älä…!" – Mist, was heißt 'Rutsche' und 'sich den Kopf anschlagen' au­f Finnisch???) erfordern zunächst einige Übung, aber die Erfolgsmomente sind später umso größer. Meine finnischen Kollegen waren in diesem Punkt sehr liebenswert und obwohl ich kaum Erfahrung mit Kindern hatte, wurde ich bereits nach kurzer Zeit auch nach meiner Mei­nung gefragt und miteinbezogen und vor allem reichlich gelobt, wenn es mir dann doch nach einiger Zeit z.B. gelang, einen 3jährigen Jungen, der morgens regelmäßig nach seiner Mutter schrie, zu trösten und zu beruhigen. Zu den letzteren Punkten hatte ich jedoch selten Gelegen­heit, da ich die meiste Zeit in der Babygruppe (1-3 Jahre) war und die Gespräche sich na­tür­lich etwas einfacher in Einwortäußerungen gestaltet haben und das Vokabular sich weit­gehend auf „Schnuller“ und dergleichen beschränkt hat, was ich persönlich etwas schade fand.

"Schnee"-MalmiDas Verhalten meiner Chefin uns gegenüber war nicht immer von Freundlichkeit geprägt. Kritik äußerte sie fast nie gegenüber demjenigen, den die Kritik betrifft, sondern erzählte es jemand anderem. Bei Besprechungen durften wir Praktikanten nicht dabei sein, obwohl wir angesichts der katastrophalen Lage im Kindergarten rein objektiv betrachtet die gleiche Arbeit geleistet haben wie die Festangestellten. Über Probleme wurde nicht gesprochen, vor allem nicht mit uns Praktikanten, und wenn ich selber Probleme hatte, vertraute ich mich immer meinen Kollegen an. Unsere Chefin hat sich auch nie danach erkundigt, ob wir gut mit der Arbeit zurechtkommen und wie es uns geht. Eine Einführung in Babypflege, Hygiene und vor allem Sicherheit mit Kindern/Unfallverhütung, die dringend notwendig gewesen wäre, habe ich nicht be­kommen, sondern alles nach dem Motto learning-by-doing gelernt. Oft wurden wir jedoch plötzlich während der Arbeit von Tuuli unterbrochen, wenn sie meinte, dass etwas falsch lief und dann hielt sie uns lange Vorträge über Kindererziehung, obwohl gleichzeitig um uns herum die Kinder schrieen und tobten und eigentlich alle Hände voll zu tun war. Dies passierte auch meinen finnischen Kollegen. Nach zwei Monaten, die ich dort schon gearbeitet hatte, erkundigte sich Tuuli doch tatsächlich, ob ich mich gut eingelebt hätte und ob es mir in Finnland gefällt. Außerdem habe ich ihr gegenüber gleich zu Anfang den Wunsch geäußert, finnische Kinderlieder zu lernen und sie versprach, mir einige zu kopieren, hat es jedoch nie getan. So konnte, wenn wir mit den Kindern gesungen haben, selten jemand wirklich text­sicher mitsingen, bis eine liebe Kollegin uns die wichtigsten Lieder kopierte. Aufgrund dieses Verhaltens unserer Chefin haben wir uns häufig als billige, ausgenutzte Arbeitskräfte gefühlt, die putzen und kochen und Windeln wechseln dürfen, aber nicht wirklich in die Vorgänge und Planungen im Kindergarten miteingebunden werden, wie es heutzutage bei einem Praktikum durchaus üblich ist.

Dazu muss man allerdings sagen, dass es selten Zeit und Gelegenheit gab, Projekte wirklich zu planen oder sich mit den Kindern intensiver mit einem Thema auseinanderzusetzen. Aufgrund des ständigen Personalmangels waren wir alle zu sehr damit beschäftigt, die täglich anfallenden Arbeiten zu erledigen, als dass noch irgendjemand Zeit gehabt hätte, ein größeres Projekt in Angriff zu nehmen. Es gab jede Woche einen Sporttag, einen Musiktag und einen Basteltag, freitags wurde oft mit allen Kindern gemeinsam musiziert und gesungen mit Verkleidung dazu, was jedoch für die Babys sehr anstrengend war, weil sie sich nicht solange konzentrieren können. Darüber hinaus gab es selten eine sinnvolle, lernorientierte Beschäftigung mit den Kindern. Vor allem in der Babygruppe waren solche Aktivitäten eher die Aus­nahme als die Regel und wir haben meistens einfach nur die Kinder beim Spielen beauf­sichtigt. Ab und zu durften die größeren Kinder Ausflüge zu nahen Theatern und Kinder­konzerten oder Spaziergänge in der sehr schönen Natur in der Umgebung des Kindergartens machen. Eine Halloweenfeier gab es Ende Oktober, und im Dezember – als ich schon weg war – wurde eine Weihnachtsfeier veranstaltet.

Joensuu: museoEltern, besonders denen von neuen Kindern, wurde häufig in schillernden Farben von den Projekten im Kindergarten erzählt, die in Praxis ja nicht existierten. Auch gibt es im Speisesaal eine kleine Bühne und Schränke mit Kostümen, die uns am Anfang und den Eltern präsentiert wurden. An der Halloweenfeier jedoch hieß es auf einmal kurz vor der Feier, dass diese Kos­tüme nicht benutzt werden dürfen, weil sie dreckig werden könnten, und so hatten, weil wir vorher den Eltern etwas Gegenteiliges mitgeteilt hatten, einige Kinder am Tag der Feier keine Kostüme.

Ein weiterer Kritikpunkt ist das ständig wechselnde Personal, bereits nach Weihnachten waren die meisten meine Kollegen, die selber erst im August oder später dort angefangen hatten zu arbeiten, wieder gegangen – aus verständlichen Gründen. Dieser ständige Wechsel von Vertrauenspersonen ist erwiesenermaßen nicht gut für Kinder, besonders Kleinkinder brauchen ja feste Bezugspersonen. Also wir einmal Probleme bei der Eingewöhnung zweier Kleinkinder hatten, die andere Kinder kratzten und bissen, zeigte unsere Chefin absolut mangelndes Sachverständnis und schlug vor, dass diese beiden Kinder gesondert betreut werden sollten und sich somit nur gegenseitig beißen können, um zu lernen, dass das nicht gut ist. Später wurden „Aufpasser“ für diese beiden Kinder abgestellt, statt nach den Ursachen dieses Verhaltens zu forschen, was, wie mir meine erfahrenere portugiesische Kollegin erklärte, lediglich auf einer starken Unsicherheit der Kinder in der neuen Umgebung beruhte. 

Jyväskylä: omakotiMeine Kollegen waren jedoch, wie bereits erwähnt, alle sehr nett und der Zusammenhalt im Team war beispielhaft. Jedoch waren alle meine Kollegen sehr jung und hatten gerade erst ihre Ausbildung abgeschlossen. Verglichen mit der Arbeitsweise meiner portugiesischen Kollegin, die älter als wir war und schon einige Jahre Berufserfahrung vorweisen konnte, fiel auf, dass sie öfters Schwierigkeiten hatten, Problemen wie den oben genannten wirklich auf den Grund zu gehen. Gelegenheiten für Mitarbeiter­fortbildung gab es einige, an denen auch wir Praktikanten teilnehmen konnten. So hielt Tuuli zweimal an einem Nachmittag einen Vor­trag über das Emilio-Reggio-Erziehungs­programm, welcher nach Aus­sage meiner Kollegin­nen auch sehr sachlich und fachkundig war. Leider wurde jedoch so sehr an den Montessori- und Emilio-Reggio-Erziehungslehren fest­gehalten. Denn selbst als meine Kollegen für die Weihnachtszeit verschiedene „ganz normale“ Aktivitäten planten, wie z.B. den Bau eines Tannen­baums aus verschiedenen Resten und Dingen, die die Kinder von zu Hause mitbringen sollte, wurde dies von Tuuli nicht geduldet.

PorvooIch musste bald feststellen, dass es außerhalb der Arbeit relativ schwer ist Leute kennenzulernen, gerade wenn man nicht in einem Studentenwohnheim oder ähnlichem wohnt. Auch meine so nette Vermieterin hat sich leider nach den ersten paar Wochen auf einmal verändert und wurde sehr schweigsam und introvertiert. Sie hatte zwar selber viel Arbeit, aber dass sie auf ein­­mal überhaupt nicht mehr mit mir geredet hat, nie von sich aus etwas gesagt hat und auch wenn ich ein Gespräch anfangen wollte, oft nur einsilbig geantwortet hat, war doch etwas irritierend und für mich eine neue, schwierige Situation. Meine Kollegin Raquel wohnte in einem Wohnheim von CIMO und hat dort wohl mehr Anschluss gehabt als ich, deshalb würde ich eventuell, wenn ich dieses Prak­tikum noch mal machen würde, mich auch für ein Wohnheim entscheiden.

Aber ich habe dann versucht, mich sehr viel abzulenken und mich für zwei Sprachkurse an der työväenopisto (finnische Volkshochschule) angemeldet, Schwedisch und Hindi. Die Kurse sind viel billiger als in Deutschland, daher habe ich dieses Angebot eifrig ausgenutzt. Die Qualität des Unterrichtes war in meinem Schwedischkurs eher mittelmäßig – die Lehrerin war schon sehr alt und das merkte man auch an ihren Unterrichtsmethoden – im Hindi­kurs dagegen gut, denn die Lehrerin ist selber Sprachwissenschaftlerin und hat sehr gut erklärt. Aber die 80 Euro haben sich auf jeden Fall gelohnt, wir hatten viel Spaß in den Kursen und ich hab noch mal kräftig Bewunderung eingeheimst, weil ich im Ausland auf einer Fremd­sprache eine andere Fremdsprache lerne.

Porvoo: Finnischer HofMeiner Meinung nach ist es bei einem Praktikum auf jeden Fall sinnvoll, irgendein Hobby auszuüben, möglichst in der Gruppe oder in der Mannschaft, denn wie bereits erwähnt, ist es manchmal schwer „einfach so“ in einer Bar, auf der Straße Leute kennenzulernen. Das funktioniert erwiesenermaßen besser über gemeinsame Interessen. Außerdem bin ich an den Wochenenden so viel wie möglich gereist (Turku, Jyväskylä, Joensuu und Tallinn) und hab mich mit Freunden getroffen. Zum Glück kannte ich schon davor ein paar Leute in Helsinki und auch mit meiner Kollegin Raquel habe ich auch viel unternommen. Ich habe oft die Tatsache sehr genossen, dass man nach getaner Arbeit wirklich frei hat und sich „ins wahre Leben“ stürzen kann und nicht wie beim Studium erstmal nach Hause und lernen muss.

Nach vier Monaten endete mein Praktikum und ich wurde von meinen Kollegen sehr liebvoll und mit tollen Geschenken verabschiedet und nach Hause entlassen. Im Anschluss daran habe ich noch eine Woche Urlaub in Helsinki genossen, jede Menge (zu viel!) Weihnachts­ge­schenke eingekauft und mich in aller Ruhe von meinen Freunden verabschiedet.

Turku: auringonlaskuBevor ich heimflog, ging ich allerdings noch mit Raquel zu CIMO und wir beschwerten uns persönlich über diesen Kindergarten und unsere Chefin. Die Mit­arbeiterin von CIMO war sehr erschüttert über unseren Bericht und ist fast aus allen Wolken gefallen, denn CIMO hat dort seit Jahren Praktikanten hingeschickt und niemand hat je irgendwas gesagt oder sich beschwert. Also: Nutzt eure Rechte und beschwert Euch, wenn etwas im Praktikum nicht gut läuft. Und gebt unbedingt auch nach dem Praktikum ein Feedback ab, was gut war und was nicht gut war. Die Leute bzw. Mitarbeiter der jeweiligen vermittelnden Organisation sind darauf angewiesen. Einfach nach Hause fahren und sich denken „Jetzt berührt es mich ja nicht mehr“ ist fies den Organisatoren und den Nachfolgenden gegenüber!

Turku: linnaInsgesamt würde ich also sagen, dass dieses Praktikum mit allen Umständen eingerechnet sicherlich kein leichtes war, aber ich habe mich dennoch in Helsinki generell sehr wohlgefühlt und viel dazugelernt. Helsinki als Stadt ist einfach wunderschön und ich habe auch in und durch die Arbeit einige liebe Leute kennen gelernt, was mir sehr wichtig war. Und natürlich hat vor allem mein Finnisch profitiert. Bis auf mit meiner Kollegin Raquel (die nur wenige Sätze Finnisch spricht) habe ich fast ausschließlich Finnisch geredet und bin sehr viel sicherer im Sprachgebrauch geworden. Ich möchte jetzt keine Antiwerbung gegen ein Auslands­semester machen, aber ich sehe es als sehr positiv an, dass ich in der Arbeit sehr viel mehr ge­zwungen war, fast ausschließlich Finnisch zu sprechen als bei einem Studium und das hat mir aber sehr viel gebracht. Man muss sich, wie immer, ein bisschen überwinden, aber es lohnt sich! Für mich war das Praktikum daher die richtige Wahl.

Für weitere Fragen sowie gerne auch Kommentare wendet euch einfach mich! Ihr erreicht mich über den Webmaster (E-Mail schicken an meister_fiu@gmx.de E-Mail).

Verena Ross