Emmi Itärantas zweisprachiges Schreiben
Suvi Schrank (LMU Munich)
27.01.2025, 14:15–15:00
Geschwister-Scholl-Platz 1 (Hauptgebäude), room M 105
Zoom:
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”On mukava kuulla, että kokemukset vastaavat toisiaan molemmilla kielillä. Juuri siihen minä pyrin.”1
Emmi Itäranta ist eine zweisprachige, jedoch nicht zweisprachig aufgewachsene Autorin; sie schreibt ihre Romane gleichzeitig auf Finnisch und Englisch. Dabei entstehen zwei Originalversionen eines einzigen Werks, die getrennt veröffentlicht werden. Obwohl das Interesse für ihre außergewöhnliche Schreibmethode nicht zu leugnen ist, ist diese jedoch wissenschaftlich kaum untersucht worden. So erwähnt ein Großteil der journalistischen Artikel ihre Art zu schreiben, doch wissenschaftliche Arbeiten explizit hierzu fehlen aktuell.
Mit meiner Masterarbeit will ich einen ersten Schritt machen, diese Forschungslücke zu Itärantas Schreiben zu füllen. Dabei betrachte ich ihren ersten und erfolgreichsten Roman Teemestarin kirja beziehungsweise Memory of Water. Eine wichtige Rolle in der Arbeit spielt auch Übersetzungstheorie, da die Schreibmethode Itärantas in gewissen Aspekten mit dem Übersetzen vergleichbar ist. Dabei betrachte ich John Dryden, Friedrich Schleiermacher und Walter Benjamin; sie alle beschäftigen sich mit den Problemen, die Übersetzung aufwirft und wie diese trotzdem gelingen kann.
Itärantas Schreiben stellt die gewohnten Kategorien von Übersetzungen aber in Frage: Sowohl die finnisch- als auch die englischsprachige Version können als Originale betrachtet werden, Autorin und Übersetzerin ist beides Itäranta selbst. Um diesen Umstand gerecht zu werden, betrachte ich neben der Übersetzungstheorie auch wissenschaftliche Auseinandersetzungen zur Selbstübersetzung. Hierbei steht besonders Samuel Beckett als bekannter Selbstübersetzer im Fokus. Des Weiteren kommt auch Itäranta selbst zur Sprache, ihr Eindruck kann mit dem anderer mehrsprachiger Autor*innen abgeglichen werden.
Bei der Betrachtung des Romans untersuche ich Aspekte, die bei Übersetzungen und insbesondere zwischen dem Finnischen und dem Englischen zu Problemen führen können. Die Frage dabei lautet, wie Itäranta entsprechende Erfahrungen generieren will, obwohl deckungsgleiche Übersetzungen nicht gelingen können. Tatsächlich finden sich eine Vielzahl an Stellen, an denen mehr oder weniger starke Unterschiede auftauchen; genau diese stehen im Zentrum meiner Arbeit. Obwohl diese Unterschiede auf ein Misslingen von Itärantas Vorsatz der Entsprechung hinzudeuten scheinen, so entwickeln sie doch eine interpretatorische Kraft: Wie verändern sich die Bedeutungen der einzelnen Versionen, wenn sie ihm Spannungsfeld ihrer Verschiedenheiten gedeutet werden?
1 Es ist schön zu hören, dass die Erfahrungen in beiden Sprachen einander entsprechen. Genau danach strebe ich. (Eigene Übersetzung) Tommi Melender, „Ilmastosurun tulkki. Emmi Itäranta pohtii kirjoissaan, kuinka pitkälle ihminen voi mennä pelastaakseen maapallon. Voiko ekoterrorismi olla oikeutettua?,“ Suomen kuvalehti, 2. Okt. 2020, letzter Zugriff am 13. August 2024, https://suomenkuvalehti.fi/kotimaa/ ekoterrorismista-voi-tulla-suuri-ilmi.