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Letters to Santa – Briefe aus aller Welt an den Weihnachtsmann in Finnland

Prof. Dr. Sandra Reimann (Deutsche Sprache und Kultur, Universität Oulu)

13.01.2025, 14:15–15:45
Geschwister-Scholl-Platz 1 (Hauptgebäude), M 105

https://lmu-munich.zoom-x.de/j/93938720682?pwd=ZnRCV1JnL2w4SVdvMHlCTEtWL2NjZz09
Meeting ID: 939 3872 0682
Passcode: 284661

Sandra_Reimann Foto

Der Weihnachtsmann ist neben den Nordlichtern, der unberührten Natur und der Sauna eines der wichtigsten international bekannten Markenzeichen Finnlands. Das Santa Claus Village am Arctic Circle ist deshalb für den Tourismus international attraktiv. An die Adresse des Weihnachtsmannes in Rovaniemi werden seit den 1950er Jahren Briefe aus aller Welt geschrieben. In der Zweigstelle des finnischen Nationalarchivs in Oulu ist eine Auswahl der Briefe beherbergt: Es finden sich dort momentan etwa 25 Regalmeter an Briefen; rund 500.000 Briefe kommen jährlich in Rovaniemi an (ein großer Teil aus England und aus Japan). Seit 1997 wird eine Auswahl archiviert; sortiert sind sie bisher nach Herkunftsländern. Die wissenschaftliche Auswertung ist bisher nicht erfolgt. Der Vortrag mit ausgewählten exemplarischen Analysen steht im Kontext eines größeren interdisziplinären Projekts (Sprachwissenschaft, Digital Humanities und Kunstpädagogik). Die Briefe, die bisher nur in Papierform vorliegen, werden mit modernen digitalen Methoden erschlossen. Begonnen wird mit dem Teilkorpus aus Deutschland, Österreich und der Schweiz (aktuell rund 7300 Briefe). Die Briefe stellen disziplinenübergreifend ein ergiebiges Korpus dar. Aus sprachwissenschaftlicher Sicht gibt es viele interessante Fragestellungen, z.B. zu den Sprechhandlungen, zur Rolle des Weihnachtsmanns, zur Variation in der Anrede, zu den Wünschen und Schreiber*innen, zur Interkulturalität und Mehrsprachigkeit. Bereits die Textsortendiskussion – zwischen Wunschzettel und Wunschbrief – ist äußerst spannend im Hinblick auf die Schreiber*innen, die Herkunft, das Alter und den Zeitbezug. Jedenfalls wird das klassische Briefschema nicht immer eingehalten; das Textdesign zeigt Variation auf. Auch die didaktische Komponente ist dabei interessant: Während die Briefmenge – zumindest am Beispiel Deutschland – seit Jahren sinkt, schreibt man noch mit der Hand seine Bitten an eine fiktive Figur? Was lässt sich daraus für die Briefkultur ableiten? Aus didaktischer Sicht ist dabei zu bemerken, dass das Thema „Brief“ weiterhin einen festen Bestandteil in Lehrplänen in Deutschland hat und ganze Klassen an den Weihnachtsmann in Rovaniemi – nach einem festen/vorgegebenen Textmuster – schreiben.

Sandra Reimann ist germanistische Sprachwissenschaftlerin und seit 2019 Professorin für „Deutsche Sprache und Kultur“ an der Universität Oulu (Finnland). In Finnland ist sie außerdem Vorsitzende des Forschungsausschusses der Aue-Stiftung und Erste Vorsitzende des finnischen DAAD-Vereins. 2006 wurde sie an der Universität Regensburg mit einer Arbeit über Kommunikationsstrategien mehrmedialer Werbung promoviert. Ihre Habilitationsschrift (2014) untersucht die Kommunikation von Experten und Laien am Fall von Selbsthilfe im Internet. Eines ihrer wichtigsten Forschungsthemen ist Radiowerbung, und sie hat einen wichtigen Anteil an der Gründung des Historischen Werbefunkarchivs an der Universität Regensburg, das 100.000 Hörfunkspots und mittlerweile auch weitere Sammlungen, wie Werbeschallplatten und Tonbildschauen, beherbergt. In Regensburg ist sie auch weiterhin apl. Professorin. In ihre Forschungsschwerpunkte im Bereich der Angewandten Sprachwissenschaft und der Kommunikation in medialen und sozialen Kontexten kann sie ihr Interesse an grammatischen Phänomenen integrieren. Sie hat zwei Lehrbücher (bei UTB) mit grammatischen und textanalytisch ausgerichteten Schwerpunkten geschrieben: Basiswissen Deutsche Gegenwartssprache (mit Katja Kessel), Tübingen 5. Aufl. 2017 und Basiswissen Textgrammatik (mit Albrecht Greule), Tübingen, 2015.


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