Lehrstuhl für Finnougristik
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Béla Bartók - "Nur aus reiner Quelle"

Veranstaltung zum Ungarischen Kulturjahr in Deutschland

Vortragender: Dr. Tibor Tallián, Direktor des Instituts für Musikwissenschaft der Ungarischen Akademie der Wissenschaft, Budapest
Moderation: Mária Kelemen, Lektorin für Ungarisch, LMU München
Zeit: 26. Juni 2006, 19.00 Uhr
Ort: IBZ (Internationales Begegnungszentrum der Wissenschaft), Amalienstraße 38, 80799 München
Ungarischer AkzentEine gemeinsame Veranstaltung des Instituts für Finnougristik der LMU und des Generalkonsulates der Republik Ungarn im Rahmen des Ungarischen Kulturjahres in Deutschland 2006-2007 "Ungarischer Akzent"

 


Béla Bartók: "Nur aus reiner Quelle"

"Meine eigentliche Idee aber (...) ist die Verbrüderung der Völker, eine Verbrüderung trotz allem Krieg und Hader. Dieser Idee versuche ich (...) in meiner Musik zu dienen." (Béla Bartók, 1931)

Nachdem der Komponist und berühmte Pianist bereits die halbe Welt bereist hatte und sich nun immer intensiver mit dem Gedanken des In-sich-Kehrens auseinandersetzte, entstand als Ergebnis seines inneren Umwandlungsprozesses die Cantata profana. Bereits 1930 vollendet, fand die ungarische Premiere erst 1936 statt, vor genau 70 Jahren. Die Idee zur Cantata profana kam Bartók während seiner siebenbürgischen Sammelreisen. Als Grundlage für den Text dienten ihm zwei heidnisch-christliche Weihnachtsballaden, so genannte Colinde. Sie erzählen die wundersame Geschichte von neun Jünglingen, die sich während einer Jagd in Hirsche verwandelten.

"Der Mythos der Cantata ist selbst in seiner ursprünglichen, volksbezogenen Funktion eine Passionsgeschichte. (...) Hier werden Entrissenheit, innere Umwandlung und das Überschreiten der symbolischen Brücke zum Gesetz. (...) Über diese Brücke gelangen die hirschjagenden Jünglinge unwidrruflich ins Reich der Eingeweihten ..." (T. Tallián)

Bartók interpretiert die Geschichte der Metamorphose in der Wildnis als das ewige Symbol der menschlichen Erkenntnis und Umwandlung, als Mysterium der Einweihung. Die Kantate des nach Universalität strebenden Komponisten gehört zu den größten Werken der Musikgeschichte. Einen Schlüssel zur Originalität und Modernität Bartóks entnehmen wir seiner Ars poetica:

"... deshalb entziehe ich mich keinem Einflusse, mag er auch slowakischer, rumänischer, arabischer oder sonst irgendeiner Quelle entstammen. Nur muss die Quelle rein, frisch und gesund sein!" (ebd.)